Statement von Herrn Tressin zur nächsten Verhandlungsrunde der Metall und Elektroindustrie am 15.03.2021

Die Metall- und Elektroindustrie steht gerade vor einer doppelten Belastungsprobe: so ist derzeit völlig unklar, wie lange die Pandemie weiter auf die Konjunktur drückt. Damit fehlen verlässliche Orientierungshaltepunkte für den Zeitpunkt der Rückkehr auf das Vorkrisenniveau. Gleichzeitig müssen die Unternehmen bei schwindender Liquidität den technologischen Wandel stemmen und finanzieren. Aus der aktuellen Projektion erwarten die Unternehmer deshalb nicht nur vom Staat, sondern auch von der IG Metall sowohl eine Erholungs- als auch eine nachhaltige Transformationsstrategie. So muss der Staat nun endlich investitionsfreundliche Rahmenbedingungen mit steuer-, verwaltungs-, bau- und arbeitsrechtlichen Freiräumen schaffen; darüber hinaus ist in allen Bereichen zwingend ein Belastungsmoratorium notwendig, vor allem, was die Energiepreise anbelangt. In der Tarifpolitik fordern sie eine klare lohnpolitische Weichenstellung, die sich an der Wettbewerbsfähigkeit orientiert und die enorme Kostenentwicklung der vergangenen Jahre hinter sich lässt. So sind die Unternehmen stets in Vorleistung gegangen, denn die Tarifentgelte sind in den vergangenen Jahren insgesamt dreimal so stark gestiegen wie die Produktivität. Dabei sind die coronabedingten Produktivitätseinbußen noch gar nicht eingepreist. Hinzu kommt, dass mit den unheimlich liquiditätsverschlingenden Transformationsprozessen vor allem durch den Einsatz von digitalen Technologien, eine ganze neue Wettbewerbsdynamik auf den Weltmärkten entstanden ist. „So können immer mehr Unternehmen alles zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort der Welt.“ Den Unternehmen wird aufgrund dessen fast täglich eine Überprüfung abverlangt, ob sich ihr Geschäftsmodell kostenmäßig am Standort Deutschland überhaupt noch rechnet und damit umsetzen lässt. Wir brauchen deshalb mehr Mut und Kreativität für tarifliche Regelungen, die nachhaltige Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit, der Innovationsfähigkeit sowie der Kreditrahmen- und Investitionsbedingungen ermöglichen, damit Arbeitsplätze gesichert werden können. Die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie haben hierzu in der aktuellen Tarifrunde eine Struktur aufgezeigt, die im Einzelnen folgende Elemente enthält:

  • Optionale tarifliche Regelungen zur Beschäftigungssicherung
  • Optimale tarifliche Regelungen zur Transformation
  • Laufzeitabhängiger Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung
  • Lösung zu einer dauerhaften automatischen Differenzierung

In diesen äußerst schwierigen Zeiten gilt es, in dieser Tarifrunde keine Partei zu überfordern, sondern vielmehr die Betriebe nicht nur heil aus der Krise herauszubekommen und ihnen zugleich auch die richtigen tariflichen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um den anstehenden Strukturwandel erfolgreich zu meistern. Streiks jedenfalls fördern den sozialen Zusammenhalt nicht.