12/02/2013

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„Ruf nach 30-Stunden-Woche ist absurder Karnevalsscherz“

Tressin hält sachliche Debatte über Arbeitszeit für notwendig

Der am Rosenmontag veröffentlichte „offene Brief“ von rund 100 Politikern, Wissenschaftlern, Gewerkschaftern und Publizisten, in dem die Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gefordert wird, löst bei Unternehmern an Rhein und Wupper Kopfschütteln aus.  Andreas Tressin, Geschäftsführer der Unternehmerverbände Rhein-Wupper, bezeichnet die Idee als völlig kontraproduktiv, weil sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen dramatisch verschlechtern würde:

„Mittlerweile hat sich landauf landab und auch bei der EU-Kommission und der EZB die Erkenntnis durchgesetzt“, so Andreas Tressin, „dass es ohne Wettbewerbsfähigkeit nicht geht – und zwar nicht nur im Standortwettbewerb der einzelnen Volkswirtschaften, sondern auch und insbesondere bei der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen untereinander. Und hier haben wir vor allem wenn es um die Lohnstückkosten geht zuletzt deutlich an Boden verloren. Im Durchschnitt haben die anderen Industrieländer um 23 Prozent niedrigere Arbeitskosten und das zehrt natürlich an der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.

Im Übrigen ist schon die Grundannahme, auf der das Plädoyer für die 30-Stunden-Woche fußt, falsch.  In Deutschland wird Arbeit keineswegs knapp. Für Arbeitslosigkeit gibt es ganz andere Gründe: Ein zentrales Problem liegt darin, dass zu viele Menschen keine Berufsausbildung vorweisen können. Die Zahl der Arbeitsplätze für Ungelernte sinkt seit Jahrzehnten und damit verschlechtern sich auch deren Beschäftigungschancen. Bei vollem Lohnausgleich führen Arbeitszeitverkürzungen zwangsläufig zu Kostensteigerungen und damit zu Personalabbau. Als erste müssen erfahrungsgemäß Beschäftigte ohne Abschluss gehen. Die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche ist nach alledem nicht mehr als ein schlechter Karnevalsscherz.“

„Wer seriös argumentiert“, so Tressin weiter, „diskutiert deshalb über die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und in diesen Zusammenhang  gehören auch und insbesondere die Herausforderungen des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels.

Unser Kapital sind die Fachkräfte. Deshalb müssen wir dieses Know-how und Wissen nicht nur effizient einsetzten, sondern auch so lange wie nur irgend möglich in unseren Unternehmen halten. Es geht dabei nicht um die absurde Idee einer 30-Stunden-Woche, und es geht auch nicht nur um eine noch flexiblere Verteilung der Arbeitszeit. Wir müssen uns im Gegenteil auf eine Ausweitung des Arbeitszeitvolumens einstellen. Wir müssen also tendenziell länger und nicht kürzer arbeiten als bisher. Diese Notwendigkeit infrage zu stellen, würde letztlich unser einzig verbliebenes Alleinstellungsmerkmal in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit schwächen, nämlich das umfangreiche Know-how unserer Fachkräfte in unseren Betrieben. Das ist die Debatte, die wir jetzt ehrlich und offen führen müssen.“