Jahresrück- und Ausblick 2019/2020

Leverkusen, 18. Dezember 2019

Zum Jahresende blickt der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Rhein-Wupper e.V. und der Unternehmerschaft Rhein-Wupper e.V., Rechtsanwalt Andreas Tressin, auf das Jahr 2019 zurück und gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr:

Rückblick 2019

 

Der Industriemotor 2019 stotterte doch sehr bedenklich

Waren viele noch zum Jahreswechsel 2018/2019 im Hochgefühl eines zehnjährigen Aufschwungs, der kein Ende zu nehmen schien, hat sich die Stimmung in der Wirtschaft im Laufe des Jahres immer weiter eingetrübt: Es stotterte vor allem der Industriemotor 2019 doch sehr bedenklich. So hatten unsere Betriebe in der Metall- und Elektrobranche vor allem im Automotivebereich Auftragsrückgänge von um die 10 % zu beklagen, vereinzelt sogar darüber und zwar bis zu 15 %.

Insgesamt scheinen die Unternehmer in 2019 aber noch gerade so mit einem blauen Auge davon zu kommen, obwohl die Bilanzen noch nicht geschrieben sind. Schon jetzt aber zeichnet sich ab, dass die Gewinne in den Keller gerutscht sind; einige wären in diesem Jahr schon mit einer Schwarz-Roten Null zufrieden.

 

Ausblick 2020

 

Unternehmen müssen sich im nächsten Jahr auf anhaltenden Gegenwind einstellen

Aktuell blicken die Unternehmen hier in der Region pessimistisch auf das kommende Jahr. Fast ein Drittel der Unternehmen rechnet in 2020 mit einem Rückgang der Auftragseingänge; nur ein Viertel erwartet einen Produktionszuwachs. Und auch die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in der Metall- und Elektroindustrie gibt noch keinen Anlass zur Entwarnung, denn die Produktions- und Auftragseingänge liegen nach wie vor im Minus. Aus diesem Grunde wären viele schon zufrieden, wenn man die Auftragsniveaus aus dem Jahr 2019 halten würde. Insgesamt ist und bleibt es sehr schwer, valide Prognosen zu geben. Es ist und bleibt derzeit alles ein Blick in die Glaskugel: Die Stichworte sind Digitalisierung, Transformation, E-Mobilität und die Handelsbarrieren. Alle stellen sich derzeit die Frage, was ist davon bzgl. ihres Geschäftsmodells „Konjunktur“ und was „Struktur“. Richtig ist, dass von allen vorgenannten Punkten jeder betroffen sein wird; es wird letztlich nur um das „Mehr oder Weniger“ gehen.

 

Kurswechsel in der Politik dringend erforderlich

Wir haben seit Jahren ein Missverhältnis von Be- und Entlastung der Wirtschaft. So übersteigt die Steuerlast von über 30 % die üblichen Maße im internationalen Vergleich von im Schnitt  25 %. Dies ist im internationalen Konkurrenzkampf ein unhaltbarer Zustand und gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit. Und auch bei den Strompreisen bedarf es einer ganz dringenden Korrektur nach unten. Denn die EEG-Umlage ist mittlerweile in Deutschland so hoch wie der gesamte Strompreis in den USA. In Europa sind wir leider Schlusslicht und haben die höchsten Strompreise zu beklagen. Die zusätzlich noch zu erwartenden Belastungen zum Klimaschutz sind dabei noch gar nicht eingepreist.

Fakt ist jedenfalls in der vorbezeichneten Gemengelage, dass wir ganz dringend einen Kurswechsel in der Politik brauchen. Die zweite Spielzeit der Großen Koalition darf auf keinen Fall so werden wie die erste. Nach der Vielzahl von teuren sozialpolitischen Maßnahmen muss es nun endlich darum gehen, wie dass alles erwirtschaftet werden kann. Für die zweite Hälfte der Legislaturperiode muss es deshalb heißen:

Nicht nur keine weiteren Belastungen für die Wirtschaft, sondern deutliche Entlastungen. Die Politik muss jetzt endlich einmal umsteuern, weg von einer Rundum-Sorglos-Politik hin zu einer investitionsfreundlichen Angebotspolitik.

 

Atempause in der Tarifpolitik

In der Tarifpolitik benötigen die Unternehmen eine Atempause bei den Entgeltsteigerungen. Alarmierend ist in diesem Zusammenhang, dass sowohl gesamtwirtschaftlich als auch vor allem in der Metall- und Elektroindustrie die Tarifentgelte in den vergangenen Jahren dreimal so stark gestiegen sind, wie die Produktivität. Die Unternehmen sind dadurch, ebenso wie mit dem Beschäftigungsaufbau, nicht nur in Vorleistung getreten sondern haben ganz erheblich an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Es kann deshalb so nicht weiter gehen, denn die Unternehmen brauchen jetzt die finanziellen Möglichkeiten, um die Transformation aus der Digitalisierung bzw. der E-Mobilität voran zu treiben. Der Investitionsstau ist jedenfalls gigantisch, nicht nur in Forschung und Entwicklung, sondern in allen Bereichen der Wertschöpfungsketten, sowie den Kosten für Fort- und Weiterbildung der Arbeitnehmer.