31/12/2009

Zeitplan

Datum

Jahresausblick 2010

Die Folgen der Krise: 2010 wird für viele Unternehmen der Region noch schwieriger.

Zum Jahresende blickt der Geschäftsführer der Leverkusener Unternehmerverbände, Andreas Tressin, auf das Jahr 2009 zurück und gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr.

„60 Jahre Bundesrepublik Deutschland, immer wieder Wahlen, eine Wirtschafts- und Finanzkrise, die schließlich zum stärksten Wirtschaftseinbruch in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland führte und zuletzt eine neue Grippe – das Jahr 2009 wird damit sicherlich als eines der turbulentesten und schwierigsten in die Annalen der Geschichte eingehen. Viele Unternehmen mussten angesichts wegbrechender Absatzmärkte um ihr Überleben kämpfen, zugleich wurden alle Anstrengungen unternommen, um Fachkräfte zu halten, um für die Zeit nach der Krise gerüstet zu sein. Die größte Herausforderung aber war und ist die bei sehr vielen Unternehmen eingetretene Liquiditätskrise.

Die Mitgliedsunternehmen in der Region haben sich den vorbezeichneten Herausforderungen gestellt.

Es war für die Unternehmen in der Region ein beispielsloser Kraftakt, um Beschäftigung zu sichern. Die Unternehmen haben sich dabei vorbildlich verhalten: Zunächst durch den Abbau von Überstunden, dann wurden die Arbeitszeitkonten ins Minus gefahren, und später wurde der Einsatz von Zeitarbeitnehmern zurückgefahren, um Stammkräfte halten zu können. Insbesondere durch Nutzung der Kurzarbeit konnten die Unternehmen den Verlust bei den Arbeitsplätzen bislang auf rund 5 Prozent begrenzen. Die Unternehmen haben insgesamt eine enorme finanzielle Last geschultert, denn gleichzeitig sind die Tariflöhne im Schnitt um drei Prozent und die Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe um mehr als 6 Prozent gestiegen, die Kapazitätsauslastung ist zugleich jedoch um 16 Prozent gesunken, die Produktivität ist in zweistelliger Größenordnung gefallen.“

Im kommenden Jahr werde sich die Lage der Unternehmen in der Region stark spreizen, so Verbandsgeschäftsführer Andreas Tressin: „Vielen Unternehmen geht langsam die Puste aus: Die Liquiditätspolster sind aufgezehrt, die Eigenkapitalausstattung ist schwach, die Finanzierungsprobleme wachsen, dazu kommen noch die Aufwertung des Euro und vor allem der hohe Wettbewerbsdruck auf den Märkten. Die in einigen Sparten beobachtete leichte Verbesserung der Auftragseingänge steht auf wackeligen Füßen und geht von einem unerträglich niedrigen Niveau aus. So sind die Fertigungsanlagen in der Metall- und Elektroindustrie nur zu gut 70 Prozent ausgelastet – Anfang 2008 waren es über 91 Prozent.“ Vieles bliebe nach wie vor ein Blick in die Glaskugel, so Tressin, denn die Wirtschaftsbelebung resultiere in erster Linie aus Konjunkturprogrammen, es fehle damit die Nachhaltigkeit.

Angesichts dieser Lage seien Kostensenkungen in den Unternehmen unvermeidlich, auch die Personalkosten könnten davon nicht ausgenommen werden. „Wenn die Nachfrage nicht rechtzeitig wieder anzieht, werden die Unternehmen, die nach wie vor Personalüberhänge finanzieren, zum Stellenabbau gezwungen sein. Auch in unserer Region müssen wir deshalb im kommenden Jahr mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen rechnen.

Also was ist zu tun? Die Tarifpartner müssen bei den nächsten Abschlüssen unbedingt auf eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit setzen und dazu ist auch eine Lohnzurückhaltung erforderlich, damit die unter der Krise leidenden Unternehmen die „notwendige Luft zum Atmen“ erhalten. Gleichzeitig kann es unter den gegebenen Umständen keine Beschäftigungsgarantien geben.

Denn in der Krise sind die Unternehmen doppelt gefordert: sie müssen mit ihren Belegschaften die wirtschaftliche Talsohle durchstehen und gleichzeitig die Voraussetzungen schaffen, dass sie gestärkt in den nächsten Aufschwung gehen und die Chancen einer künftigen Markterholung nutzen können. Sie können und dürfen deshalb nicht alle Mittel in den Arbeitsplatzerhalt investieren. Sie müssen sich neue Märkte und damit Absatz- und Beschäftigungsmöglichkeiten erschließen. Das bleibt eine Daueraufgabe, gerade auch in Zeiten der Krise. In schrumpfenden Märkten heißt das, den eigenen Anteil am Kuchen zu vergrößern. Wer bei dieser Gemengelage Jobgarantien verspricht, handelt unredlich. Nur ein gemeinsames Miteinander der Tarifpartner kann der Lage gerecht werden.

Ganz entscheidend wird zudem sein, dass der Wirtschaft keine weiteren Probleme bei der Finanzierung drohen, denn eine reibungslose Geldversorgung ist nicht nur der Schmierstoff der Volkswirtschaften, sondern auch von existentieller Bedeutung für das Funktionieren einer arbeitsteiligen Wirtschaft. Von den Banken muss man an dieser Stelle mehr Engagement und vertrauensbildende Maßnahmen erwarten. Derzeit verstetigt sich der Eindruck, dass die Privatbanken an einem Kreditgeschäft nicht wirklich interessiert sind, sondern die strategische Ausrichtung ausschließlich darauf ausgerichtet ist, die Eigenkapitalquote und damit die Performance zu stärken. Wenn hier nicht schnell ein Umdenken eintritt, wird es im Jahr 2010 zu einer großen Zahl von Insolvenzen und damit zu Forderungsausfällen kommen. Die im Dezember beim Gipfeltreffen im Kanzleramt in Aussicht gestellten Maßnahmen zur Bekämpfung der Kreditklemme müssen ganz schnell umgesetzt werden und Wirkung zeigen.“

Unter keinen Umständen dürfe der Faktor „Arbeit“ noch teurer werden, so Tressin. In diesem Zusammenhang nur von der Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge zu reden sei kontraproduktiv – auf die aktuelle Diskussion in Teilen der Koalition Berliner reagierten die Arbeitgeber daher zu Recht mit völligem Unverständnis.

In der Krise sollten wir uns nun aber auch an die eigenen Stärken erinnern. Ein Großteil der heimischen Unternehmen wird die Krise mittel- bzw. langfristig meistern. Denn unsere Unternehmen in der Region sind im Kern gesund, sie haben in den letzten Jahren ihre Schulaufgaben gemacht, sie haben sich strategisch gut aufgestellt und durch zum Teil umfassende Reorganisationsmaßnahmen ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert.

Die Unternehmerverbände Rhein-Wupper werden 2010 alle Instrumente der Arbeitsmarktpolitik und der Tarifpolitik unterstützen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu stärken und damit Entlassungen zu vermeiden. In der täglichen Beratungsarbeit müssen deshalb sowohl in arbeitsrechtlicher als auch in arbeitswirtschaftlicher Hinsicht intelligente, vor allem auf den einzelnen Betrieb zugeschnittene Lösungen erarbeitet werden. Wir werden uns diesen Herausforderungen stellen, unter anderem durch die Einstellung eines weiteren Juristen und eines Verbandsingenieurs.

Auch in Hinblick auf unsere Bildungsarbeit schauen wir positiv in die Zukunft. Mit der mehrheitlichen Übernahme der Geschäftsanteile der Wuppermann Bildungswerk Leverkusen GmbH wurde das Dienstleistungsportfolio der Verbände um einen weiteren Baustein ergänzt, um auch in der Aus-, Fort- und Weiterbildung noch individuellere Rezepte anzubieten. Gerade in Krisenzeiten sind Bildung und Qualifizierung eine Investition in die Zukunft.

Das kommende Jahr wird deshalb wieder unsere volles Engagement verlangen.“