02/02/2012

Zeitplan

Datum

Bewertung der Forderungsempfehlungen der IG Metall

Andreas Tressin, Geschäftsführer der Unternehmerverände Rhein-Wupper, bewertet die Forderungsempfehlung der IG Metall nach bis zu 6,5 % mehr Lohn.

Die ersten Bezirke der IG Metall haben Forderungsempfehlungen nach bis zu 6,5 % mehr Geld beschlossen. Den Verteilungsspielraum beziffert die IG Metall auf 3,8 % (2,9 % für 2012 und einen nicht ausgeschöpften Rest-Spielraum von 0,9 % aus 2011), die restlichen 2,7 % begründet sie pauschal mit Umverteilung. Eine Forderung in dieser Höhe ist nicht nachvollziehbar, passt nicht zur wirtschaftlichen Lage der M+E-Industrie und setzt die in der Krise erzielten Erfolge leichtfertig aufs Spiel.

Es gibt weder etwas nachzuholen noch umzuverteilen – bei M+E werden die Mitarbeiter fair bedient

Das rasante Wachstum im vergangenen Jahr war nur ein Aufholprozess, der die Krisenverluste ausgeglichen und die M+E-Produktion wieder auf das Niveau von 2008 zurückgeführt hat. Die Tarifentgelte freilich sind nicht auf dem Stand von 2008 stehen geblieben, sondern wurden seither um 9 % erhöht, während gesamtwirtschaftliche Produktivität und Inflationsrate nur um 6,9 % zugelegt haben. Der Verteilungsspielraum wurde somit selbst nach gewerkschaftlicher Lesart mehr als ausgeschöpft. Das hat auch Helga Schwitzer, Vorstandsmitglied der IG Metall, gerade erst bestätigt.

2012 wächst die M+E-Produktion nur langsam – beim Entgelt sind daher keine großen Sprünge drin

Die M+E-Betriebe agieren in einem schwierigen Umfeld: Die Finanzierungsbedingungen werden schlechter, die Sparanstrengungen in wichtigen Partnerländern dämpfen die Nachfrage, und über allem schwebt wie ein Damoklesschwert die ungelöste Schuldenkrise. All das wird 2012 das Wachstum der M+E-Produktion deutlich bremsen: von 13 % auf höchstens 4 %, also weniger als ein Drittel des Vorjahreswertes. Erst zum Jahresende ist wieder mit einer Beschleunigung zu rechnen. Gesamtwirtschaftlich sagen Konjukturforscher für 2012 kaum mehr als eine „schwarze Null“ voraus, das Gewerkschaftsinstitut IMK hält 2012 soagr ein Schrumpfen der Wirtschaft um -01, % für möglich.

Wir brauchen eine verlässliche und langfristig bezahlbare Linie beim Entgelt – deshalb: Kurs halten!

Ein Tarifvertrag darf sich nicht am kurzfristigen Auf und Ab der Konjunktur oder rasch wechselnden Stimmungswellen orientieren. In unsicheren Zeiten wie diesen muss die Tarifpolitik verlässlich und kalkulierbar bleiben – für Betriebe und Beschäftigte. Zugleich muss sie die Betriebe aber beweglich genug halten, um auf die wachsende Volatilität zu reagieren. Dieser Spagat kann gelingen, wenn Tabellenerhöhungen nur in dem Umfang gezahlt werden, wie sie auch dauerhaft bezahlbar sind; wenn zusätzliche Leistungen, die nur auf Sicht finanzierbar sind, auch nur als Einmalzahlung gewährt werden; und wenn man den Unternehmen Flexibilisierungsmöglichkeiten gibt, um der jeweiligen betrieblichen Situation Rechnung zu tragen. Eine solche Politik schützt Arbeitsplätze und bietet den Beschäftigten gleichzeitig einen fairen Anteil an den tatsächlichen Erfolgen der Unternehmen.