„Das Bewusstsein für die wirtschaftlichen Realitäten darf in dieser Tarifrunde nicht verloren gehen.“
Auf völliges Unverständnis stoßen beim Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands der Metall- und Elektroindustrie Rhein-Wupper e.V., Herrn Rechtsanwalt Andreas Tressin, die aktuellen massiven Warnstreikaktionen hier in der Region (unter anderem Federal-Mogul Burscheid GmbH, SKF Sealing Solutions GmbH, Geberit Mapress GmbH). „Warnstreiks sind nicht unser Verständnis eines jetzt erforderlichen proaktiven Krisenmanagements, denn unsere Industrie rutscht immer mehr in eine Rezession: Ein Produktionsminus von 9,1 %, das ist die trübe Bilanz der Metall- und Elektroindustrie für die ersten neun Monate 2024, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Der größte Industriezweig von NRW liegt damit um 22 % Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2018 und eine Besserung sehen alle Wirtschaftsforschungsinstitute, die Bundesregierung, die Banken und der internationale Währungsfonds nicht. Vor dem angesprochenen Krisenszenario kann die IG Metall doch nicht einfach die Augen verschließen. Unsere Mitgliedsfirmen schauen jedenfalls sehr genau hin, ob die IG Metall sich in diesem Beziehungsgeflecht als Problemlöser oder als Teil des Problems zeigt. Jedenfalls lösen Warnstreiks weder die Krise noch verändern sie die Ausgangslage der Unternehmen, ganz im Gegenteil. Jede Stunde Warnstreik kostet die betroffenen Firmen weiter Geld und damit Liquidität, die sowieso immer mehr schwindet“, so Tressin.
„Unter Berücksichtigung des angesprochenen Krisenszenarios, das momentan in seiner Dynamik und Tragweite überhaupt nicht mehr planbar und steuerbar ist, brauchen wir deshalb einen Pakt für Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sowie Rahmenbedingungen für eine Verbesserung der Kreditrahmenbedingungen und kein Wettrennen um Lohnprozente. Maßstab der aktuellen Tarifpolitik kann deshalb nur die Leistungsfähigkeit und die wirtschaftliche Perspektive der M+E-Industrie sein. Es muss in dieser Tarifrunde deshalb vor allem um die Standortstärkung und damit Beschäftigungssicherung gehen. Der IG Metall und den Belegschaften muss bewusst sein, dass die angebotenen Tabellenerhöhungen von insgesamt 3,6 % bei einer Laufzeit von 27 Monaten in diesen konjunkturellen und darüber hinaus strukturell äußerst schwierigen Zeiten, in denen unsere Unternehmen auch noch den Transformationsprozess bewältigen müssen, bereits allergrößte Kraftanstrengung in der Umsetzung bedeutet. Klar muss darüber hinaus aber auch sein, dass diejenigen Unternehmen, die aufgrund ihrer angespannten Finanz- und Ertragslage die Erhöhungen nicht bewältigen können, entsprechende Gestaltungsmöglichkeiten erhalten müssen.
Wir gehen davon aus, dass die IG Metall und die Belegschaften den Ernst der Lage hoffentlich genauso sehen und es auf der vorbezeichneten Grundlage nun zügig und ohne zusätzlich belastende Streiks zu einem Tarifabschluss kommt. Auf keinen Fall darf das Bewusstsein für die wirtschaftlichen Realitäten in dieser Tarifrunde verloren gehen.“